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GREGOR SCHRÖDER

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Gregor Schröder

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Rechtschreibung

2006 – also vor 10 Jahren – wurde eine neue Rechtschreibung durchgeführt, die mit einigen Änderungen bis heute gilt. Viele meinen, dass die Rechtschreibung dadurch ‚verschlimmbessert‘ worden wäre. Jedoch zeigen die nachfolgenden 20 wichtigsten Regeln, dass weniger als 10% der Fehler Folge der Rechtschreibreform sind. Bei den s-Lauten (R1-5) und R16-20 gibt es sogar viele Vereinfachungen.

Nur Groß- und Klein- sowie Getrennt- und Zusammenschreibung sind eher noch komplizierter geworden als vorher. Es geht eigentlich weniger darum, ganz fehlerlos zu schreiben – was auch ich als ehemaliger Deutschlehrer nicht schaffe –, sondern möglichst wenig Fehler zu machen, so dass das Verständnis des Textes nicht durch zu viele Fehler nicht beeinträchtigt wird.

Im Folgenden sind die 20 wichtigsten Rechtschreibregeln aufgeführt. Wer die wirklich beherrscht, macht fast keine Fehler mehr.

Um sich selbst zu testen, gibt es im Anhang ein 3-seitiges Übungsmaterial mit Lösungen sowie einen Test (ebenfalls mit Lösung) zum Ausdrucken. Ich glaube, dass es fast unmöglich ist, bei diesem Test keine Fehler zu machen. Üblich sind ca. 30 Fehler. Wer aber deutlich über 60 Fehler macht, der sollte sich doch noch intensiver mit den folgenden Rechtschreibregeln befassen.

Da sicher irgendwann die nächste Rechtschreibreform kommt, hier mein Vorschlag für eine ultimative stufenweise Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung. Dies würde Schüler/- und Lehrer/-innen erheblich entlasten, so dass die Schulzeit sicher um zwei Jahre verkürzt werden könnte:

Vorschlag zur ultimativen Rechtschreibreform

Erster Schritt: Wegfall der Großschreibung

einer sofortigen einführung steht nichts mehr im weg, zumal schon viele graphiker und werbeleute zur kleinschreibung übergegangen sind.

Zweiter Schritt: Wegfall der Dehnungen und Schärfungen

Diese masname eliminirt schon di gröste felerursache in der grundschule; den sin und unsin unserer konsonantenverdopelung hat onehin nimand kapirt.

Dritter Schritt: v und ph ersetzt durch f, z ersetzt durch s, sch verkürzt auf s

Das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasinen und setsmasinen fereinfachen sich, wertfole arbeitskräfte könen der wirtsaft sugefürt werden.

Vierter Schritt: g, c und ch ersetst durch k; j und y ersetst durch i

iestst sind son seks bukstaben ausgesaltet, di sulseit kann sofort fon sen auf zwei iare ferkürtst werden. Anstat aktsik prosent rektsreibunterikt könen nütslikere fäker wi fisik, kemi oder auk reknen mer kepflekt werden.

Fünfter Schritt: wekfal fon ä-, ö- und –ü-seiken

Ales uberflusike ist ietzt auskemerzt, di ortokrafi wider slikt und einfak. naturlik benotikt es einige seit, fileikt ein bis swei iare, anslisend durfte als nekstes sil di fereinfakunk der nok swirikeren und unsinikeren Kramatik anfisirt werden.

Deutschlehrer/-innen reiben sich jetzt sicher verwundert die Augen, da sie bestimmte Schreibweisen aus Schülertexten wiedererkennen (Es soll fortschrittliche Schüler/-innen geben, die bereits Stufe 4 erreicht haben.).

Mein Tipp:

Vielleicht versuchen Sie zunächst, den Test im Anhang ohne Übungsmaterial zu lösen (Zeit: maximal 60 Minuten) und ihn von jemand anderem korrigieren lassen. Anschließend arbeiten Sie das Übungsmaterial sorgfältig durch und füllen den Test nochmals aus, um festzustellen, wie stark Sie ihre Fehlerquote senken konnten. Wenn Sie deutlich unter 30 Fehlern liegen, sind Sie recht sicher in der Rechtschreibung. Im Zweifel sollten Sie ohnehin - wie ich - den Duden heranziehen (Geht ja auch online.).


I. Regeln zur Schreibung der s-Laute

Regel 1:

Bei scharfem s-Laut nach langem Vokal oder 2 Vokalen wird ß geschrieben (z.B.: Straße, Maße oder außer), nach kurzem Vokal wird ss geschrieben (z.B.: Masse).

Regel 2:

Wörter mit weichem s-Laut in der Grundform oder einer gebeugten Form werden mit s geschrieben (z.B: Hase, du liest (von: lesen), das Los (die Lose),

Regel 3:  

Die Endsilbe -nis wird immer mit s geschrieben (Erlaubnis, Gefängnis etc.).

Regel 4:  

s-Laut vor t wird fast immer als st geschrieben (fasten, Fenster, Lust, Frust, Kiste, hastig, hasten; aber: sie hassten, von: hassen). Ausnahmen gibt es nur bei wenigen gebeugten Verben: sie grüßten, entblößten, büßten, versüßten etc..)

Regel 5:  

Das wird mit s geschrieben, wenn man es durch dieses oder welches ersetzen kann, sonst mit ss.

II. Groß- und Kleinschreibung

Regel 6:  

Wörter, die einen Artikel führen oder führen können, heißen Nomen u. werden groß geschrieben.

Regel 7:   

Unbestimmte  Zahlen- u. Mengenangaben  wie viel, das viele, wenig, das wenige, das meiste, (der, die, das) eine, (der, die, das) andere, manche, die beiden werden klein geschrieben.

Regel 8:  

Wochentage (Montag, Dienstag ...) werden groß-, Tageszeiten (früh, spät usw.) sowie Wochentage u. Tageszeiten mit Schluss-s (mittwochs, abends, mittags ...) werden klein geschrieben.

Tageszeiten werden großgeschrieben, wenn sie in Verbindung mit heute, gestern, morgen usw. stehen (heute Mittag, gestern Nacht ...).

Wochentag u. Tageszeit mit Artikel werden zusammengeschrieben (am Sonntagmorgen).

Regel 9:  

angst, bange, feind, freund, gram, klasse, leid, pleite, recht, schuld, spitze, unrecht, weh, ernst schreibt man in Verbindung mit den Verben sein, bleiben oder werden klein (Pleite gehen, pleite werden/sein, Schuld haben, schuld sein, Angst machen, leid sein usw.), sonst groß (Aber: leidtun).

Regel 10:

Paarformeln mit nicht gebeugten Adjektiven zur Bezeichnung von Personen (z.B. Arm u. Reich, Jung u. Alt, Groß u. Klein, Gleich u. Gleich, aber durch dick u. dünn etc.) werden groß geschrieben.  

Regel 11:

Farb- u. Sprachbezeichnung in Verbindung mit Präpositionen werden großgeschrieben (auf Deutsch sagen, Französisch können, bei Rot warten, mit Blau schreiben ...).

Regel 12:

Nomen mit Präposition (infolge, aufgrund) oder Verb (eislaufen, kopfstehen) werden klein geschrieben bei übertragener Bedeutung oder untergeordneter Bedeutung des Nomens  

Regel 13:

Bei festen Fügungen aus Adjektiv u. Nomen  (sowie nicht wörtlicher Bedeutung, Eigennamen, Titel, besonderen Kalendertagen, historischen Ereignissen) wird auch das Adjektiv groß geschrieben (das Schwarze Brett, Erste Hilfe, der Stille Ozean, Regierender Bürgermeister, Heiliger Abend, Erster Weltkrieg)

Regel 14:

Ableitungen von Personennamen werden klein-, bei Absetzung der Endung mit Apostroph groß geschrieben (die grimmschen Märchen, aber: die Grimm’schen Märchen).

Regel 15: Getrennt- und Zusammenschreibung

Verb + Verb darf immer getrennt geschrieben werden: lesen üben, lieben lernen, spazieren gehen Bei übertragener Bedeutung in Verbindung mit bleiben oder lassen ist jedoch auch die Zusammenschreibung möglich: sitzen bleiben / sitzenbleiben, liegen lassen / liegenlassen; außerdem: kennen lernen / kennenlernen.

Einzelwort + adjektivisch gebrauchter zweiter Bestandteil: In diesen Fällen ist sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung möglich: eine allein erziehende / alleinerziehende Mutter, die allgemein bildende / allgemeinbildende Schule, ein Grauen erregender / grauenerregender Film, ein Rat suchender / ratsuchender Lehrer, ein selbst gebackener / selbstgebackener Kuchen …

Regel 16: Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Kein Wegfall von Buchstaben bei Zusammensetzung: Kaffeeernte, Rohheit, Schifffahrt, schnelllebig, Zooorganisation

Regel 17: Stamm- bzw. Parallelschreibung

Bändel, Gräuel, schnäuzen, Stängel, Stuckateur, nummerieren, Tipp, Ass, Platzierung … Parallel zu den Wörtern Emu und blau werden auch Känguru und rau ohne „Schluss-h“ geschrieben.

Regel 18: Fakultative Anpassung weniger Fremdwörter:

Wörter mit „graph, phon, phot“: Geografie/Geographie, Mikrofon/Mikrophon, Fotosynthese/Photosynthese …; Wörter mit „th“: Panther/Panter, Thunfisch/Tunfisch sowie Wörter mit „z“ am Ende des Stammworts: Differential/Differenzial, substantiell/substanziell. Ferner gelten Variantenschreibung wie: Delfin/Delphin, Jogurt/Joghurt, Majonäse/Mayonnaise, Portmonee/Portemonnaie, Spagetti/Spaghetti, Varietee/Varieté …

Regel 19: Bindestriche werden gesetzt
Regel 20: Worttrennung am Zeilenende Trennung nach Sprechsilben:


Warum viele Jugendliche und Erwachsene heute die Rechtschreibung so unvollkommen beherrschen,ist dem folgenden Spiegelartikel zu entnehmen. Die an den Grundschulen praktizierten Ideen des Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen erziehen unsere Schüler/-innen zu geistigen Schreibanarchisten.


Die neue Schlechtschreibung (Aus: Der Spiegel 25/13, S.14 ff.)

Seit vielen Jahren sind Grundschüler einem deutschlandweiten Feldversuch ausgesetzt: Reformer wollten kreativere Geschöpfe heranziehen. Nun lernen die Kinder nicht mehr richtig schreiben. Experten sprechen von einer Rechtschreibkatastrophe.

Marius beugt sich konzentriert über sein Heft. Er soll Fehler in einer kurzen Geschichte finden. Das erste Wort, das ihm auffällt, heißt: „geträumt“. „Das ist falsch!“, ruft er triumphierend. Lange denkt er nach. Dann schreibt er in Schönschrift „Getreumd“ ins Heft. Als Nächstes stolpert Marius (alle Kindernamen geändert) über „Figuren“. „Auch falsch“, sagt er. „Es muss ,Fieguren' heißen.“  Es ist Dienstagmorgen, dritte Stunde: Rechtschreibunterricht in der zweiten Klasse einer Grundschule in der Nähe von Köln.

Viele Eltern, die einst in der zweiten Klasse Wörter wie „Geburtstag“ oder „Weihnachten“ gefälligst richtig zu schreiben hatten, packt angesichts einer solchen Szene das Entsetzen. Der Lehrer jedoch ist zufrieden mit Marius und dessen Klassenkameraden. Sie dürfen mit den Buchstaben spielen, und Fehler sind erlaubt in der „Rechtschreibwerkstatt“, einem von etlichen hierzulande verbreiteten Verfahren, die Ideen des Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen aufgreifen.

Reichen war ein Mann mit Visionen, natürlich, das gehörte ja zur Reformpädagogik dazu. Es ging darum, den Drill abzuschaffen, es ging darum, die Kinder zu kreativeren Geschöpfen heranzuziehen, ihnen eine Stimme zu geben. „Lesen durch Schreiben“ nannte er sein Konzept. Klang nach Aufbruch, klang nach Freiheit. Und so verbreitete sich seine Idee in Deutschland wie ein Virus.

Jetzt können leider viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nicht mehr richtig schreiben. Es leiden vor allem schwache Schüler, für die sich das Konzept Reichens als Bildungshürde erweist; Bildungsforscher halten es inzwischen für gefährlich.

Aber seine Grundidee ist längst hineindiffundiert in die deutschen Schulen. Ob das Lehrwerk „Tinto“, die „ABC Lernlandschaft“, „Konfetti“, aber auch manche Lehrhefte, die daherkommen wie klassische Fibeln – sie alle wurden von Seelenverwandten Reichens konzipiert.

Jürgen Reichen (1939 – 2009) glaubte, dass Schüler sich die Schriftsprache selbst erarbeiten können, ähnlich wie sie als Kleinkinder das Laufen und das Sprechen lernen. Kernstück seines Konzepts ist die sogenannte Anlauttabelle, das „Buchstabentor“. Darin illustriert ein passendes Bildchen jeden Buchstaben. Eine Banane zum Beispiel steht für „B“.

Mit der Hilfe dieser Tabelle sollen die Abc-Schützen sich „alle Wörter der Welt“ aus Lauten zusammenfriemeln. Will ein Schüler etwa „Mami“ schreiben, spricht er die einzelnen Laute des Worts vor sich hin und sucht die Buchstaben dafür aus den Bildchen der Tabelle zusammen: das „M“ von der Maus, das „A“ vom Affen und so weiter.

So wollte man die Kleinen zu „furchtlosen Schreibern“ heranziehen, die „woam“ (Wurm) ebenso angstfrei zu Papier bringen wie „feat“ (fährt), „oile“ („Eule“) oder „lagrwer“ (Lagerfeuer). Rechtschreibregeln kommen – je nach Methode und Lernstand des Kindes – frühestens Ende der ersten, meist erst in der zweiten, mitunter sogar erst in der dritten Klasse ins Spiel.

Deutschlands Schulanfänger werden auf diese Weise zunächst systematisch zu Rechtschreibanarchisten erzogen – um sie dann mühsam wieder aus der fremdverschuldeten Unfähigkeit zu befreien.

Währenddessen werden Mama und Papa daheim angewiesen, sich jede noch so zärtliche Korrektur des Buchstaben-Tohuwabohus im Hausaufgabenheft zu verkneifen. „Sonst“, so warnt der Lehrer auf dem Elternabend, „könnten sie ihr Kind zutiefst verwirren.“


Merke: Nicht selten wird man etwas nicht wegen, sondern trotz der Schule.